CPJ Sicherheitshinweise für die Berichterstattung zur Coronavirus-Pandemie

Mexikanische Journalisten in Schutzausrüstung berichten während der COVID-19-Pandemie von einem Protest von Verwaltungsangestellten des General Balbuena Hospitals in Mexico-Stadt am 16. April 2020. (AFP/Pedro Pardo)

Stand 20. Mai 2021

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Ausbruch von COVID-19 (neuartiges Coronavirus) am 11. März 2020 zur Pandemie erklärt. Die internationale Lage entwickelt sich weiterhin dynamisch, und in vielen Ländern werden die Reisebeschränkungen und/oder Sicherheitsmaßnahmen erhöht oder gelockert, während neue Coronavirus-Mutationen identifiziert werden und das COVID-19 Impfprogramm laut Medienberichten an Fahrt aufnimmt. 

Journalisten auf der ganzen Welt spielen eine zentrale Rolle bei der zeitnahen Information der Öffentlichkeit über das Virus und die Maßnahmen, die die Regierungen zu seiner Bekämpfung ergreifen – trotz allen Versuchen der Behörden mehrerer Länder, hart gegen unabhängige Berichterstattung und Zugang zu Informationen vorzugehen, wie von CPJ dokumentiert. Medienschaffende stehen unter enormem Druck und hoher Belastung, und sind auf Reisen, bei Interviews und an den Orten, an die ihre Arbeit sie führt, oft einem Infektionsrisiko ausgesetzt, wie CPJ-Interviews mit Journalisten zeigen. Wegen COVID-19 waren Journalisten Zensur, Verhaftungen, tätlichen Übergriffen und Belästigungen im Internet ausgesetzt und haben ihren Lebensunterhalt verloren, wie kürzlich von CPJ berichtet.

Um über die neusten Ratschläge  und Beschränkungen auf dem Laufenden zu sein, sollten Journalisten die Informationen der WHO und ihrer lokalen Gesundheitsbehörden verfolgen. Zu den neusten Entwicklungen der Pandemie ist das John Hopkins University Coronavirus Resource Center eine sichere und zuverlässige Informationsquelle.

SICHERHEIT IM EINSATZ

Internationale Reisebeschränkungen und/oder Sicherheitsmaßnahmen ändern sich häufig, weshalb Aufträge mit großer Wahrscheinlichkeit kurzfristig oder ohne Vorankündigung geändert oder abgesagt werden können.

Geimpfte Medienschaffende sollten beachten, dass sie das Virus laut der US-Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention (CDC) möglicherweise trotzdem noch an andere Personen weitergeben können, und dass unterschiedliche Impfstoffe laut Yale Medicine unterschiedliche Schutzniveaus gegen unterschiedliche Virenstämme bieten. Darum sollte an COVID-19-Sicherheitsmaßnahmen wie physische Distanz und das Tragen von Mundschutzmasken weiterhin festgehalten werden.

Wenn Sie planen, über die COVID-19-Pandemie zu berichten, sollten Sie folgende Sicherheitshinweise beachten:

Vor dem Einsatz

● Wenn eine COVID-19-Impfung für Sie erhältlich und gesundheitlich unbedenklich ist, erwägen Sie, sich impfen zu lassen, bevor Sie Aufträge annehmen, besonders wenn Sie in einer Gegend mit hoher Infektionsrate arbeiten oder in solche Gegenden reisen wollen.  

● Abhängig von der Höhe der Infektionsrate an Ihrem Arbeits-/bzw. Zielort sollten Interviews telefonisch oder online geführt werden, um das Risiko von Übertragung und/oder Ansteckung zu minimieren.

● Laut den US-Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention (CDC) gelten ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder starkem Übergewicht als besonders gefährdet. Wenn eine dieser Kategorien auf Sie zutrifft, und abhängig von der Infektionsrate, sollten Sie Aufträge vermeiden, die Sie in direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit bringen. Auch bezüglich der Entsendung schwangerer Mitarbeiterinnen sind besondere Vorsichtsmaßnahmen angezeigt.

● Bei der Auswahl von Mitarbeitern für die Berichterstattung über die COVID-19-Pandemie sollten die Verantwortlichen bedenken, dass bestimmte Nationalitäten rassistischen Übergriffen ausgesetzt sein können, wie von der New York Times aufgezeigt. 

● Internationale Reisebeschränkungen und Lockdown-Maßnahmen können sich kurzfristig oder ohne Vorankündigung ändern. Besprechen Sie vorab mit Ihren Vorgesetzten, welche Pläne es zu Ihrer Unterstützung gibt, falls Sie während des Einsatzes erkranken. Berücksichtigen Sie dabei die Möglichkeit, dass Sie in Selbstquarantäne gehen müssen und/oder für längere Zeit in einer Sperrzone festgehalten werden. 

Psychisches Wohlbefinden

● Dem Reuters Institut der Universität Oxford zufolge können selbst die erfahrensten Journalisten bei der Berichterstattung über die COVID-19 Pandemie mit psychologischen Stressreaktionen zu kämpfen haben. Arbeitgeber sollten regelmäßig nach ihren Journalisten sehen, sich davon überzeugen, wie sie die Lage bewältigen, und gegebenenfalls Hilfe und Unterstützung anbieten.

● Überdenken Sie die möglichen psychologischen Auswirkungen einer Berichterstattung aus einer von COVID-19 betroffenen Einrichtung oder Region, insbesondere, wenn es sich um medizinische Einrichtungen, Isolierungseinrichtungen oder Lockdown-Zonen handelt. Das DART Center für Journalismus und Trauma bietet Orientierungshilfen für die Medienarbeit in traumatischen Extremsituationen. Auf der CPJ-Notfallseite finden Sie externe Informationsquellen zu Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich Best-Practice-Verfahren zur psychischen Gesundheit für die COVID-19-Berichterstattung.   

Schützen Sie sich und andere

In den meisten Ländern wird weiterhin  Social Distancing / physische Distanz praktiziert, allerdings oft mit landesspezifischen Unterschieden bei den Vorschriften zum empfohlenen Sicherheitsabstand. Wenn Sie von Einrichtungen mit erhöhtem Risiko wie den Folgenden berichten, erkundigen Sie sich vorab über die dort praktizierten erforderlichen Hygienemaßnahmen. Wenn Sie diesbezüglich Zweifel haben, gehen Sie nicht hin. 

Standardempfehlungen zur Ansteckungsprävention:

Halten Sie zu allen Personen den empfohlenen Sicherheitsabstand ein. Die behördlichen Vorschriften dazu können je nach Land variieren. Seien Sie besonders vorsichtig im Umgang mit Personen, die Anzeichen oder Symptome von Atemwegserkrankungen wie Husten und Niesen zeigen, und/oder bei Interviews mit älteren Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, Menschen in Kontakt zu Personen mit Symptomen, mit Pflegepersonal, das COVID-19 Patienten behandelt, und mit Menschen, die in Gebieten mit erhöhtem Risiko arbeiten.

Medizinische Persönliche Schutzausrüstung (PSA) 

Je nach Art des Einsatzes kann für Medienschaffende zu ihrer Sicherheit diverse medizinische persönliche Schutzausrüstung erforderlich sein, wie Einmalhandschuhe, Atemschutzmasken, Schutzschürzen/Overalls/Bodysuits und Einweg-Überschuhe etc.

Das sichere An- und Ablegen von medizinischer persönlicher Schutzkleidung erfordert die strikte Befolgung der relevanten Sicherheits- und Hygieneregeln. Den allgemeinen Leitfaden der CDC finden Sie hier. Besondere Vorsicht ist beim Ablegen der PSA geboten, wenn das Risiko einer Kreuzkontamination am höchsten ist. Im Zweifelsfall lassen Sie sich vorab von einem Experten beraten und schulen. 

Bitte denken Sie daran, dass medizinische PSA guter Qualität in vielen Ländern möglicherweise Mangelware und/oder schwer zu beschaffen ist, und ihre Benutzung zu Versorgungsengpässen beitragen kann. 

● Überzeugen Sie sich davon, dass die von Ihnen benutzte PSA die richtige Größe für Sie hat. Schlecht sitzende PSA kann reißen oder/oder die Bewegungsfreiheit einschränken (wenn zu eng), und an Gegenständen wie Türklinken hängenbleiben und einreißen (wenn zu weit).

● Benutzen Sie nur seriöse medizinische PSA-Markenprodukte und beachten Sie die Mindestanforderungen an die Sicherheit. Achten Sie auf schadhafte und/oder gefälschte Produkte. Einige der führenden und anerkanntesten Marken finden Sie hier.

● Tragen Sie Schutzhandschuhe beim Einsatz oder Aufenthalt in betroffenen Einrichtungen  wie medizinischen Behandlungszentren. Nitrilhandschuhe bieten wirksameren Schutz als Latex. Zwei Paar übereinander erhöhen den Ansteckungsschutz.

● Bei der Arbeit an Orten mit hohem Infektionsrisiko, wie medizinischen Einrichtungen, ist meistens auch eine darüber hinausgehende arbeitsmedizinische Schutzausrüstung wie Schutzanzug und Atemschutz-Vollmaske erforderlich.

● Wenn Sie einen Ganzkörperschutzanzug tragen, denken Sie daran, vor dem Anlegen der PSA die Toilette aufzusuchen.

● Je nach Einsatzort müssen Sie möglicherweise Einwegschuhe oder wasserdichte Überschuhe tragen, die beim Verlassen der betroffenen Einrichtung sofort abzuwischen oder abzuspülen sind. Wasserdichte Überschuhe sollten vor dem Verlassen der Einrichtung auf eine sichere Weise entsorgt werden.

● Es wird empfohlen, medizinische PSA unter Aufsicht einer geschulten Fachkraft an- und abzulegen, weil auch hier ein Infektionsrisiko entstehen kann. Dieses CDC-Video zum sicheren An- und Ablegen kann hilfreich sein, ersetzt aber keine Schulung bzw. die Aufsicht durch eine geschulte Fachkraft.

Benutzen Sie Einwegartikel wie Handschuhe, Bodysuits, Schutzschürzen oder Überschuhe nie mehrmals. Mehrmals verwendbare Ausrüstung muss immer sachgemäß dekontaminiert und desinfiziert werden. Stellen Sie sicher, dass alle kontaminierte medizinische PSA vor dem Verlassen der betroffenen Einrichtung auf eine sichere Weise entsorgt wird.

Mundschutzmasken

Die korrekte Handhabung von Mundschutzmasken ist besonders wichtig für Medienschaffende, die aus Menschenansammlungen, in geschlossenen Räumen und/oder an Orten mit erhöhtem Risiko berichten müssen. Solche Orte sind unter anderem (aber nicht ausschließlich) enge geschlossene Räume mit geringer oder ohne Luftzirkulation, und Menschenansammlungen. Sie sollten damit rechnen, daß die Viruskonzentration in Innenräumen stark erhöht sein kann und darum möglicherweise ein erhöhtes Infektionsrisiko über Aerosole besteht.

Beachten Sie, dass Mundschutzmasken bei unsachgemäßer Handhabe zu Infektionsquellen werden können. Einer aktuellen Lancet-Studie zufolge hält sich das Virus auf Chirurgenmasken nachweislich bis zu sieben Tage lang. Demnach kann beim Ablegen der Maske, ihrem erneuten Anlegen oder beim Berühren des Gesichts mit der Maske ein Infektionsrisiko bestehen. 

Wenn Sie eine Maske tragen, sollten Sie sich an folgende Empfehlungen halten:

Sichere Handhabung der Ausrüstung 

COVID-19 kann über kontaminierte Ausrüstung übertragen werden, weshalb strikte Reinigungs- und Desinfektionsregeln eingeführt und befolgt werden sollten: 

Reinigung von Elektrogeräten

Im Folgenden einige allgemeine Empfehlungen zur Reinigung von Elektrogeräten. Bevor Sie Ihr Gerät reinigen, lesen Sie unbedingt immer die Gebrauchsanweisung des Herstellers.

Detailliertere Empfehlungen finden Sie in diesem Artikel.

Digitale Sicherheit 

Kriminalität und physische Sicherheit im Einsatz

Auslandseinsätze 

Durch die weltweiten Reisebeschränkungen ist der internationale Reiseverkehr weiterhin schwierig. Wenn ein Auslandseinsatz möglich ist, sollten Sie auf Folgendes achten:  

Nach dem Einsatz 

Wenn Symptome auftreten

Das CPJ-Safety Kit ist eine Informationsquelle für Journalisten und Nachrichtenredaktionen mit grundlegenden Sicherheitsempfehlungen zu physischer, digitaler und psychologischer Sicherheit, auch zur Berichterstattung über innere Unruhen und Wahlen.

[Anm. d. Red.: Diese Sicherheitshinweise wurden zuerst am 10. Februar 2020 veröffentlicht und seither häufig aktualisiert. Das Veröffentlichungsdatum oben zeigt den neusten Stand.]

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